Für SEOs und Online-Marketer ist das Thema RankBrain kein neues, wurde das “Rang-Gehirn” doch bereits 2015 in den bestehenden Algorithmus von Google integriert. Die Auswirkungen werden jedoch erst langsam deutlich. 

Vorbei scheinen die Zeiten bloßer Keywordoptimierung nach irgendwelchen Dichten oder Termgewichtungen; auch die Struktur von Zwischenüberschriften scheint nicht mehr so relevant zu sein, wenn man sich die Funktionsweise von RankBrain vor Augen hält. Oder ist das alles nur eine Fehleinschätzung? Fakt ist: Neben den bekannten OffPage-Rankingfaktoren, werden (nicht mehr ganz so) neue OnPage-Maßnahmen wichtig, die sich von alten Techniken deutlich unterscheiden, um in Zeiten von RankBrain nachhaltige Suchmaschinenoptimierung zu betreiben. Welche Auswirkungen die künstliche Intelligenz von Google auf die SEO hat, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Was ist RankBrain? Eine kurze Definition:

RankBrain ist ein Teil des Google Algorithmus, der sich durch künstliche Intelligenz automatisch und ohne weitere Anpassungen weiterentwickelt, obwohl er zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch manuell kontrolliert wird und eher als maschinelles Lernen zu bezeichnen ist. Das System stellt eigenständig neue Verknüpfungen her, erkennt dadurch auch bisher unbekannte Suchanfragen und soll so langfristig passendere und genauere Suchergebnisse liefern.

Hintergrund

Das Ziel von Google war schon immer, die besten Suchergebnisse für eine Anfrage auszuspielen. Bis zur Einführung von RankBrain konnte der Algorithmus jedoch lediglich statische Daten bei der Bewertung von Webseiten mit einbeziehen. Um bessere Ergebnisse zu liefern, musste der Algorithmus durch neue Filter nachgebessert werden. Mit genau auf den Algorithmus bzw. ein jeweiliges Update abgestimmten SEO-Maßnahmen konnte man also kurz- und mittelfristig gute Rankings erzielen. Mit RankBrain entwickelt sich Google hingegen endgültig in die Richtung, in die der Suchmaschinen-Gigant schon immer wollte:

Das System versteht die Intention der Nutzer fast blind (durch gesammelte Suchdaten, hergestellte Verknüpfungen etc.) und fordert diese nicht mehr so stark, die richtigen Suchbegriffe einzugeben. Der Anspruch ist vielmehr, unabhängig von der Syntax und Begrifflichkeit einer Anfrage, das Ergebnis zu liefern, das sich die User wünschen.

Neues Suchverhalten der Google-User

Die Art und Weise wie wir nach Inhalten im Internet suchen, verändert sich mit der Technik. Soll heißen: Seitdem Suchanfragen vermehrt über Smartphones und Tablets getätigt werden, rücken beispielsweise Sprachsuchen vermehrt in den Vordergrund. Auch die Aufbereitung von Content wird immer wichtiger, wenn Bildschirme immer kleiner werden und Inhalte “zwischendurch” konsumiert werden. Ganz nebenbei ist diese Tatsache Grund genug für Google, den mobilen Suchindex zum Hauptindex zu machen. Wer also glaubt, viel Text gleicht stets gutem Content, irrt:

Die erfolgreiche Webseite der Zukunft ist kein in kleiner Schriftgröße geschriebener Wälzer, sondern eine informative, grafisch hübsch aufbereitete Broschüre, die es dem User frei stellt, tiefer in ein Thema einzutauchen, ohne ihn gleich zu überfordern.

Besonders relevant ist an dieser Stelle die Aufteilung von Inhalten auf die URL-Struktur der Webseite. Tipp: Den Trend der “holistischen Landingpages” gilt es deshalb richtig zu deuten.

Punkt 1: Sprachsuchen

Da Sprechen naturgemäß leichter fällt als Tippen, fallen solche Suchanfragen meist länger und detaillierter aus als vergleichbare Suchanfragen am Desktop-Gerät. Stichwort: Longtail-Keywords! Im Zweifel sucht der User aber mit einer detaillierten und als Fragesatz formulierten Suchanfrage das Gleiche wie mit zwei einzeln aneinandergereihten Keywords. RankBrain soll in Kombination mit gesammelten Userdaten die wahre Intention des Nutzers herauslesen und das perfekte Suchergebnis liefern.

Punkt 2: wachsende Zahl neuer Suchanfragen

Zusätzlich zu den sich verändernden Suchanfragen, werden in Zeiten von Mobile Search auch viel mehr Suchanfragen platziert als zuvor. Schließlich ist das Smartphone bei den meisten Menschen immer und überall dabei. Das Ergebnis: mehrere Millionen Suchanfragen pro Tag, von denen 15% noch nie vorher getätigt worden. Ständig benutzen User neue Begriffe, Phrasen und Fragesätze, um das bestmögliche Ergebnis zu erhalten. Auch hier soll RankBrain helfen, bessere Suchergebnisse zu liefern, indem das System unbekannte Begriffe mit anderen in der Datenbank vorhandenen Wörter abgleicht.

Punkt 3: höherer Anspruch des Users

Der User von heute hat keine Lust mehr, sich durch unstrukturierten Text wühlen zu müssen, um die passende Antwort auf eine Frage zu finden. Auch eine Übersicht zu einem Thema (meist via Short-Tail Suchanfragen) soll bitteschön grafisch ansprechend und übersichtlich aufbereitet sein und damit eine gute Usability und User-Experience bieten. Oft reichen dem User sogar die von Google zusammengetragenen Infos, die auf Seite 1 in verschiedenen Boxen hervorgehoben werden. RankBrain unterstützt hier neue Rankingfaktoren wie User-Signals, um dem Suchenden ein optimales Suchergebnis- und Erlebnis zu bieten.

So funktioniert Googles künstliche Intelligenz

Wie (das) RankBrain exakt arbeitet, ist nicht bekannt. Google hält sich, wie bei vielen anderen Fragen auch, an dieser Stelle sehr bedeckt. Einem Interview zwischen Googles Senior Research Scientist Greg Corrado und der US-News-Plattform Bloomberg aus dem Jahr 2015 ist allerdings zu entnehmen, dass das System die künstliche Intelligenz vor allem für die Implementierung von Wörtern in Vektoren nutzt. Wird eine bisher unbekannte Suchanfrage getätigt, entweder durch nicht bekannte Phrasen oder gänzlich neue Wörter, errät RankBrain die Bedeutung, indem die Zeichen mit bereits bekannten Daten historischer Suchen abgeglichen werden. Wenn diese Verbindungen als korrekt bewertet werden, erfolgt die Integration ins Live-System. Es wird nicht das einzelne Wort behandelt, sondern jede Suchanfrage als Einheit betrachtet.

Momentan könnt ihr euch die Funktionsweise wie folgt vorstellen:

Wird eine Suchanfrage getätigt, entscheidet in letzter Instanz noch immer der Hummingbird-Algorithmus über das Ranking einer Seite. Neben den Daten der gecrawlten Pages, berücksichtigt der Algorithmus nach wie vor Backlinks (von relevanten Seiten), verstärkt jedoch die User-Signals vorangegangener Suchen. RankBrain unterstützt den Algorithmus dabei, die tatsächliche Absicht hinter der Suchanfrage genauer zu verstehen.

Auswirkungen auf die SEO

RankBrain ist nicht als Update des bestehenden Algorithmus’ zu verstehen, sondern als richtungsweisende Veränderung, die 2015 startete und noch lange nicht abgeschlossen ist. Das System kann nicht “ausgetrickst” werden und wird von Sekunde zu Sekunde, von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag und von Jahr zu Jahr schlauer. Wann die Suchmaschinenoptimierung wie man sie kannte und teilweise noch immer praktiziert endgültig stirbt, ist nicht zu klären. Allerdings stelle gute SEOs bereits jetzt die Weichen und legen “veraltete” Praktiken so langsam aber sicher ad acta.

Suchmaschinenoptimierung sollte man lieber mit dem Begriff “Useroptimierung” beschreiben, da die Suchmaschine mit Hilfe maschinellen Lernens und künstlicher Intelligenz, Ergebnisse selbst mittlerweile viel besser für die Nutzer optimieren kann. Es werden also Seiten bevorzugt, welche die Nutzerintention in den Vordergrund stellen.

Komplett verzichten, kann man auf altbewährte SEO noch nicht, langfristig wird sie jedoch (in dieser Form) nicht mehr so relevant sein. Klassische Elemente wie Keywords sind RankBrain herzlich egal. Vielmehr stehen semantische Zusammenhänge und die Qualität des Inhalts, kurz gesagt der Nutzen für den User, im Vordergrund.

Zusammenfassung der Auswirkungen:

  1. Suchergebnisse werden genauer auf die tatsächliche Intention des Users abgestimmt.
  2. User-Signals werden noch relevanter werden.
  3. Die Personalisierung von Suchergebnissen nimmt weiter zu.

Fazit: User-Optimierung, statt SEO

Gute und vor allem nachhaltige SEO muss den User in den Mittelpunkt stellen, nicht irgendwelche Algorithmen, da diese von der ständig wachsenden künstlichen Intelligenz des RankBrains “beraten” werden. Je schlauer Google hierdurch wird, desto schwieriger wird es, mit reiner Keywordoptimierung oder dem Kauf → unqualifizierter ← Backlinks gute Ränge zu erzielen.


Metaphorisch ausgedrückt: Ihr solltet Google nicht mehr wie einen “Idioten” behandeln, dem ihr in jedem vierten Satz erklärt, worum es gerade geht und gleichzeitig versuchen, diese Blödheit auszunutzen, um ihn eures eigenen Vorteils willen über den Tisch zu ziehen. Die Suchmaschine ist mittlerweile intelligent genug (und wird noch intelligenter werden), ein “Thema” auch anhand unspezifischer Keywords oder Synonyme herauszulesen und Manipulationsversuche zu verstehen, die in einem zweiten Schritt abgestraft werden könnten.


 

OnFoxx Tipp:

Ob eure URL dann für dieses “Thema” rankt, hängt von der tatsächlichen Qualität eurer Seite ab. So werden sich auf lange Sicht Webseiten durchsetzen, die mit einer guten Seitenarchitektur, einer sinnvollen Content-Struktur und übersichtlich gestalteten Inhalten überzeugen. Nur so können positive User-Signals an das System gesendet werden, die von Google bei der Bewertung eurer URLs als entscheidender Rankingfaktor mit einbezogen werden.