Grundlegend gibt es zwei Arten, den eigenen Content unter Berücksichtigung relevanter Keywords aufzuteilen: in ganz viele einzelne Beiträge zu speziellen Unterthemen eines Oberthemas oder in holistische Posts/Pages, die ein Thema umfassend behandeln. Die Fragen, was genau holistische Landingpages sind, wo die Unterschiede zu nicht-holistischen Seiten und Artikeln liegen und ob sich die beiden Herangehensweisen gegenseitig überhaupt ausschließen, wollen wir in diesem Artikel beantworten.

Holistische Landingpages: Was versteht man darunter?

Der Begriff “holistisch” lässt sich mit dem Wort “ganzheitlich” erklären. Auf Landingpages bezogen bedeutet dies, dass ein Thema unter einer einzelnen URL so umfassend behandelt wird, dass einzelne URLs zu Unterthemen nicht mehr unbedingt notwendig sind. So besteht das Ziel darin, für spezifische Suchanfragen mit der eher unspezifischen, dafür aber sehr umfangreichen holistischen Landingpage zu ranken.

Holistischer Content: wieso, weshalb und warum eigentlich?

Bevor wir uns im weiteren Artikel näher mit dem Thema auseinandersetzen und versuchen zu erörtern, wie die Umsetzung holistischer Content-Konzepte in der Praxis aussehen kann, möchten wir uns zuerst einmal der Frage widmen, wieso man sich überhaupt damit befassen sollte.

Punkt 1: Google RankBrain

Die SEO-Zeiten, in denen man mit reiner Keyword Optimierung und dem Kauf von Backlinks nachhaltige Erfolge verzeichnen konnte, sind spätestens seit 2015 vorbei. In diesem Jahr integrierte Google sein sogenanntes “RankBrain” in den seit 2013 bestehenden Hummingbird Algorithmus. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich bei RankBrain um eine künstliche Intelligenz, die das Ziel hat, nicht einzelne Wörter (Keywords), sondern umfangreiche Phrasen sowie die eigentliche Intention des Users besser zu verstehen.

Dabei lernt RankBrain ständig dazu und stellt andauernd neue Verknüpfungen her. Leicht unterschiedliche Suchanfragen können also trotz unterschiedlicher Formulierung zum gleichen Treffer führen.

Punkt 2: Nutzerverhalten

Der zweite Grund für holistischen Content, das Nutzerverhalten (User Signals), ist eigentlich untrennbar mit Punkt 1 verbunden. Statt statistische Daten wie eingehende Links zu bewerten, spielt die tatsächliche “Qualität” des Contents mittlerweile die Hauptrolle. Mit Qualität ist aber nicht immer unbedingt der Umfang an Content auf einer URL gemeint; dazu aber später mehr.

War es einst leicht, Google mit einem Haufen von gekauften Backlinks hinters Licht zu führen und damit auch schlechten Seiten eine Relevanz zu verleihen, schaut sich Googles künstliche Intelligenz nun das Nutzerverhalten genauer an. Zwar ist es für SEOs momentan noch schwierig, zu verstehen, wie Google welches Signal (Time-on-Site, Bounce-Rate und Co) deutet, Fakt ist aber, dass diese Signale in die Bewertung mit einfließen. Backlinks und andere Rankingfaktoren werden damit nicht überflüssig, nur muss dann auch die Qualität stimmen, um das gute Ranking zu halten.

Beispiel für holistischen Content

Eine Suchanfrage könnte lauten: “Ist Ananas gesund?” Dröselt man das Thema in weitere Unterbereiche auf, ergeben sich Suchanfragen wie “Ananas Inhaltsstoffe”, “Vitamine in Ananas”, “Ananas bei Erkältung”, “Biotin in Ananas” und so weiter. Die große Frage für Betreiber von Webseiten, die sich mit dem Thema befassen, lautet: “Soll ich für jedes einzelne Unterthema eine eigene URL anlegen oder lieber alle Unterthemen auf einer holistischen Landingpage zusammen und damit umfassend behandeln?”

Erstellt man für das Thema eine holistische Landingpage, sollte diese ausführliche Abschnitte zu den Unterthemen besitzen. Diese Abschnitte müssen so umfangreich sein, dass sie einzelne Beiträge zum jeweiligen Unterthema ersetzen. Nicht selten ergeben sich dadurch Seiten mit mehreren tausend Wörtern Umfang. Und nicht immer macht diese Herangehensweise Sinn.

Schauen wir uns doch mal an, was Google für die Suchanfragen in diesem Beispiel ausspuckt. Für eine Suchanfrage zum übergeordneten Thema “Ist Ananas gesund?” ranken ausschließlich holistisch angelegte URLs, die sich mit verschiedenen Aspekten befassen – was absolut logisch ist, da die Suchanfrage recht unspezifisch ist. Außerdem spielt Google ein Featured Snippet aus, das einen groben Überblick zum Thema liefert.

Tauchen wir mit unserer Suchanfrage tiefer ins Thema ein und möchten etwas dazu erfahren, wie Ananas bei Erkältungsbeschwerden wirkt, wird es interessant: Nun werden sowohl URLs aufgelistet, die das Thema “Ananas bei Erkältung” in einem holistischen Beitrag zu “Ananas und Gesundheit” behandeln, als auch solche Beiträge, die sich einzig und allein mit dem Unterthema “Ananas bei Erkältungsbeschwerden”, also unserer spezifischen Suchanfrage befassen.

Gesamte Content-Struktur einer Website entscheidet

Ist es also im Endeffekt egal, ob man Themen holistisch behandelt oder auf einzelne URLs aufteilt? Wir finden: Es kommt drauf an! Und mehr noch: Die eigentliche Frage sollte nicht lauten, ob und wann holistische Landingpages Sinn machen, sondern wie man holistischen Content definiert.

Schauen wir uns die Seiten doch einfach mal genauer an. Nehmen wir wieder das Beispiel mit der Ananas, fällt auf, dass sich alle Seiten, die für etwaige Suchanfragen (egal ob spezifisch oder unspezifisch) ranken, sich grundlegend in vielen Artikeln mit dem Thema Gesundheit auseinandersetzen. Keywords wie “gesund”, “Gesundheit”, “Erkältung”, “Vitamine” und Co sind also ohnehin stark vertreten. Teilen wir das Thema “Ananas und Gesundheit” in seine einzelnen Begriffe auf und platzieren diese als einzelne Suchanfragen, fällt der Groschen: Sowohl für das Keyword “Ananas”, als auch für das Keyword “Gesundheit” rankt die gleiche Seite auf den ersten Plätzen, die auch für spezifische Suchanfragen zum Thema die besten Rankings erzielt.

Das Beispiel bestätigt: Seiten ranken für konkrete Suchanfragen immer dann besonders gut, wenn der User auf anderen URLs einer Website weiterführende Informationen zu Themen finden kann, die zum einen durch die Keywords der jeweiligen Suchanfrage definiert werden und sich zum anderen als weitere Unterthemen aus diesen Keywords ergeben. Hierbei ist es erst einmal egal, ob die Beiträge und Seiten eher “holistisch” aufgebaut sind oder nicht.

Bei der Suchanfrage “Ananas bei Erkältung” rankt die spezielle URL der Seite “Zentrum der Gesundheit” deshalb so gut, weil diese Suchanfrage ein Unterthema des übergeordneten Keywords “Gesundheit” ist, welches das Kernthema dieses Onlineangebots darstellt. Zudem liefert die Seite zahlreiche Beiträge mit unterschiedlichsten Keywords, die im Zusammenhang mit dieser spezifischen Suchanfrage stehen. Dazu gehören Beiträge zu Vitaminen, Enzymen, verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten bei Erkältung, Ursachen von grippalen Infekten und so weiter.

Holistische Landingpages: Baumstruktur für Webseite nutzen

Wenn wir mal ein wenig um die Ecke denken, könnte man die Haupt-URL einer Webseite ebenfalls als holistische Landingpage bezeichnen, von der ausgehend auf einzelne URLs verlinkt wird, unter denen Einzelbereiche tiefergehend behandelt werden.

Am Beispiel eines Onlineshops lässt sich das Ganze recht gut verdeutlichen:Bei einem Onlineshop kann man eine Übersichtsseite zu einer übergeordneten Produktkategorie als holistische Landingpage definieren. Für untergeordnete Kategorien rankt die Seite über Long-Tail-Keywords; für die übergeordnete Kategorie und Short-Tail-Suchanfragen nur dann, wenn ausreichend Unterkategorien vorhanden sind.

Auch bei anderen Formen von Webseiten empfiehlt es sich, eine Art Baumstruktur für die Themen und Keywords einer Website aufzubauen. Diese sollte sich in der Kategorie- und Menüstruktur widerspiegeln.

Content ist noch immer der König

Wenn ihr für eine spezifische Suchanfrage ranken wollt, jedoch wenig Content für die übergeordneten Keywords liefert, wird es schwer, gut für das jeweilige Thema zu ranken; egal ob mit holistischen Landingpages oder vielen separaten Beiträgen zu den jeweiligen Themen. Um es noch deutlicher zu machen: Unsere Seite würde für eine Suchanfrage “Ist Ananas gesund?” auch dann höchstwahrscheinlich nicht ranken, wenn wir den großartigsten und umfassendsten Beitrag dazu schreiben würden.

Ganz einfach deshalb nicht, weil wir uns in unseren Blog naturgemäß mit dem Thema Onlinemarketing und in keinem anderen Beitrag mit dem Thema Gesundheit oder Ernährung auseinandersetzen. Wann es darüber hinaus Sinn macht, eine Keywordphrase holistisch zu behandeln, hängt vom jeweiligen Thema (Keyword) selbst ab, da diese Art von Content-Aufbereitung durchaus auch seine Schwächen hat.

Holistische Landingpages und ihre Schwächen

Viele SEOs geben (unsinnige) Empfehlungen wie: “Eure Beiträge müssen mindestens XYZ Wörter enthalten, wenn ihr damit ranken wollt”. Dass diese Aussage absolut keine Allgemeingültigkeit besitzt, beweist Google selbst mit den ausgespielten Suchergebnissen sowie mit Featured Snippets und Co. Weil in Zeiten von mobilen Suchanfragen, die teilweise als Sprachsuche getätigt werden, Long-Tail-Keywords immer mehr an Relevanz gewinnen, werden konkrete Antworten auf spezifische Suchanfragen immer entscheidender.

Kein Mensch hat Lust, sich durch einen 3.000 Wörter umfassenden Beitrag zum Thema “Ananas und Gesundheit” wühlen zu müssen, wenn er lediglich wissen möchte, welche Vitamine in der Ananas stecken.

Tipp: Manchmal sagt ein Bild (oder eine Grafik) mehr als tausend Worte. Entscheidend ist also die generelle Aufbereitung des Contents, um den User das bestmögliche Ergebnis zu seiner Suchanfrage bieten zu können.

Zwar kann man die holistischen Beiträge so strukturieren, dass Google daraus möglichst einfach Featured Snippets generieren kann, doch ob das Sinn macht, hängt ebenfalls wieder vom Einzelfall ab; schließlich klickt man in den seltensten Fällen auf den Link, wenn bereits alles Relevante in dem Google Kästchen auf Seite 1 beantwortet wird.

Pro URL nur ein Meta Titel

Ein weiterer Punkt, der gegen holistische Landingpages spricht, ist, dass man lediglich einen Title-Tag und eine Meta-Beschreibung pro URL vergeben kann. Weil es nichts nützt, gut zu ranken, aber keine Klicks abzugreifen (Click-Through-Rate), sollten die SEO-Titel und -Beschreibungen eher spezifisch sein. Sucht jemand nach “Enzyme in Ananas” wird die Person eher auf ein Suchergebnis mit dem SEO-Titel “Bromelain: eiweißspaltendes Enzym in Ananas” klicken, statt auf ein Suchergebnis mit dem Title-Tag “Deshalb ist die Ananas so gesund”. Auch an dieser Stelle sind dem holistischen Content Grenzen gesetzt.

Fazit: (Holistische) Webseiten-Struktur mit guter interner Verlinkung und viel Content entscheidet über SEO-Erfolg

Grundlegend gilt: Je unspezifischer und umfassender eine Keyword-Phrase ist, desto holistischer sollte diese als Thema auf eurer Webseite behandelt werden.

Für verschiedene Wortstellungen, Synonyme oder Suchanfragen mit geringem Suchvolumen braucht es in der Regel keine einzelnen URLs; hier sind holistisch angelegte Posts/Seiten die bessere Wahl.

Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass die etwaige holistische Landingpage durch zahlreiche Zwischenüberschriften übersichtlich gestaltet wird. Auch ein Inhaltsverzeichnis, das dem User die Möglichkeit bietet, schnell und unkompliziert zum für ihn relevanten Abschnitt zu gelangen, macht an dieser Stelle Sinn. Neben einem sinnvollen Umfang einzelner Beiträge, ist der Umfang an Content zu jeweiligen übergeordneten Themenbereichen jedoch der wohl entscheidendste OnPage-Rankingfaktor.

SeoFoxx Tipp: Betrachtet holistischen Content nicht nur in Bezug auf einzelne URLs, sondern als grundlegendes Ziel eurer Webseite(n). Ob ihr Themen in Form von vielen einzelnen Beiträgen umfassend, oder in wenigen umfangreichen Artikeln bzw. Seiten behandeln solltet, hängt vom Einzelfall ab, obliegt unterschiedlichen Faktoren und kann pauschal nicht geklärt werden. Wichtig ist nur, dass ihr es überhaupt macht.