Google PageRank – Eine Erfolgsgeschichte mit Schattenseiten

Es gibt diese Tage im Leben, an denen man aufsteht und die Welt um einen herum nicht mehr dieselbe ist. Man merkt es nur nicht sofort. So auch an jenem Tag im Jahre 1997 an dem Larry Page und Sergey Brin, zwei Studenten der Stanford University, eine Software zum Patent anmeldeten. Es war das Patent für jenen Algorithmus, welcher der Suchmaschine Google zu Grunde liegt. Und es war der Beginn einer steilen Karriere. Aus einem Unternehmen mit acht Angestellten wurde ein Konzern mit einem Quartalsgewinn von zuletzt 5,28 Milliarden Dollar. Googeln steht heute als Synonym für die Suche im Internet; das Wort hat sogar einen eigenen Eintrag im Duden. Wenige Entwicklungen haben unser Leben so gründlich umgekrempelt wie diese Suchmaschine.

Der Anfang: die Patent-Anmeldung des Google Algorithmus

Natürlich trugen zahlreiche Faktoren zu diesem beispiellosen Erfolg bei. Der wichtigste ist die schlichte Tatsache, dass Google die besseren Ergebnisse liefert. Denn natürlich gab es auch 1997 schon Suchmaschinen. Deren Methode, die Ergebnisse einer Suchanfrage zu sortieren, bestand in der Regel darin, zu überprüfen, wie oft der gesuchte Begriff auf einer Webseite auftaucht. Die Nachteile dieser Systematik sind offensichtlich. Zum einen sagt die bloße Verwendung eines Wortes nichts über die Qualität des Inhaltes einer Webseite aus. Zum anderen lässt sich dieses System leicht austricksen; schließlich ist es nicht schwer ein Keyword einfach ein paar hundertmal in die HTML-Struktur der Seite einzubauen – und für den Leser quasi unsichtbar – auf eine Internetseite zu stellen.

Googles PageRank machte den Unterschied

Googles Algorithmus ging einen neuen Weg. Nicht die bloße Erwähnung eines Wortes trieb eine Webseite in ihrer Platzierung nach oben. Stattdessen bekamen Internetseiten einen Wert zugeordnet, der sich danach bemaß, wie viele andere Seiten auf sie verlinken. Je mehr Links, desto mehr Punkte. PageRank, nannte sich diese Maßzahl, benannt nach Larry Page. Ein hoher PageRank führte gemeinhin zu einer besseren Platzierung. Die Idee dahinter ist eine sehr demokratische. Brin und Page gingen davon aus, dass relevante Inhalte im Netz von Betreibern anderer Seiten öfter erwähnt und damit auch verlinkt würden als Seiten, die qualitativ minderwertig sind. Die Rangfolge in den Ergebnissen einer Suchanfrage wurde durch den User bestimmt. Jetzt zählte die Meinung der Menschen im Internet darüber, was denn nun qualitativ hochwertige und lohnende Beiträge zu einem bestimmten Thema seien. Weiter, so die Überlegung der Googlegründer, würde eine Seite mit exzellenten Inhalten ihrerseits nicht auf Schund im Web verweisen. Ein Link von einer Website, die bereits über einen hohen PageRank verfügte, brachte der verlinkten Seite daher mehr PageRank-Punkte ein, als ein Link von  einer eher obskuren Quelle. Ein perfektes System. Oder doch nicht?

Der Google PageRank wird öffentlich

Die Katastrophe begann im Jahr 2000 als Google – damals noch lizenzierte Suchmaschine des Portals Yahoo – erstmals die Google Toolbar für den Internetexplorer vorstellte. Neben der Möglichkeit, aus der Titelleiste des Browsers direkt eine Suchanfrage zu starten, bot dieses kleine Stück Software die Möglichkeit, sich den PageRank jeder besuchten Seite auf einer Skala von eins bis zehn anzeigen zu lassen. Es war als Hilfsmittel für den User gedacht, um die Qualität einer Webseite schnell einschätzen zu können; genutzt wurde diese kleine Anzeige am oberen Ende des Browsers allerdings von ganz anderen Menschen. Es schlug die Stunde der SEOs, der Search Engine Optimizers.

Bis dahin war zwar bekannt, wie Google die Reihenfolge seiner Suchergebnisse berechnete. Der PageRank war allerdings nur eine nebulöse Zahl, die irgendwo hinter den Kulissen von einer Maschine verarbeitet wurde. Mit einem Schlag aber war er plötzlich greifbar, sichtbar und vor allem vermarktbar.

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Wie SEOs die Google PageRank Daten nutzten

Weit oben in den Ergebnissen einer großen Suchmaschine aufzutauchen bedeutete auch im Jahr 2000 für viele Unternehmen bereits bares Geld. Die ersten Angebote mehr oder weniger seriöser Firmen, diese Listings zu manipulieren, ließen nicht lange auf sich warten. Der erste Auswuchs waren sogenannte Link-Networks-Seiten, die aus nichts anderem bestanden, als aus unendlich langen Listen von Verlinkungen auf andere Websites. Die Idee dahinter ist so einfach wie perfide: Erstelle eine Seite, die auf tausende andere Seiten verlinkt. Siehe zu, dass all diese Seiten wiederum auf die eigene Seite zurück verlinken. Die tausenden Verweise verschaffen in Folge einen hohen PageRank. Dein eigener PageRank wiederum treibt den PageRank all jener Webseiten nach oben, auf die du verweist und dann verkaufe das Ganze. Die ersten SEO-Strategien liefen ein bisschen nach dem Schema Münchhausen, der sich am eigenen Kragen aus dem Sumpf zieht.

Der Schaden für unkommerzielle Websites

Auch die Betreiber kleiner, völlig unkommerzieller Webseiten waren von der PageRank-Hysterie betroffen und zwar auf eine Art und Weise, die ihnen kaum recht sein konnte. Jeder Autor eines Blogs mit Kommentarfunktion, jeder Betreiber eines Forums wird diese lästigen, völlig unsinnigen Beiträge kennen, die (meist in englischer Sprache verfasst) erwähnen, wie interessant der obenstehende Artikel ist, um dann zusätzlich einen oder mehrere Links zu posten. Auch dies waren Versuche, den PageRank einer Seite in die Höhe zu treiben. Natürlich war dieser „SEO-Service“ ebenfalls käuflich. Es dauerte nicht lange und Google sah sich Vorwürfen ausgesetzt, dass die Suchergebnisse manipuliert seien. Dass sie sich nicht nach Relevanz, Qualität und Inhalt richten würden, sondern nach der Größe des Geldbeutels eines Webseitenbetreibers. Und ganz unbegründet waren diese Vorbehalte vermutlich nicht.

Google wehrt sich – zumindest ein bisschen

Natürlich wollte und konnte Google diese Machenschaften so nicht hinnehmen, schließlich waren sie schlecht für das Image des Konzerns. Zur Verteidigung des Suchmaschinenriesen sei erwähnt, dass der PageRank nie das einzige Kriterium war, nachdem das Unternehmen seine Suchergebnisse sortiert hat. Aktuell schätzt man, dass es über hundert Kriterien sind, die in die Bewertung miteinfließen. Der Google PageRank war jedoch ein Kriterium, das man tatsächlich manipulieren konnte. Es war das, auf welches sich sämtliche SEOs dieser Welt stürzten, an dem sie sich festhielten und dem sie daher auch die größte Bedeutung zumaßen. Es bildete sich nicht umsonst eine ganze Industrie darum. .

Der No-Follow Tag

Ein erster Gegenschlag Googles gelang 2005. Der sogenannte No-Follow Tag wurde eingeführt, ein HTML-Merkmal, mit dem Webmaster die Links auf ihren Seiten versehen können. Mit No-Follow gekennzeichnete Verknüpfungen werden nicht in den PageRank einer Seite miteinbezogen. Der letztendliche Nutzen dieser Maßnahme hielt sich allerdings in Grenzen, denn in keinem Fall beendete der No-Follow Tag das Link-Spamming.

Im Grunde schob Google den Schwarzen Peter nur an die Betreiber von Webseiten weiter und stahl sich aus der Verantwortung. Die harschesten Kritiker sprachen seinerzeit gar von einer reinen Marketing-Maßnahme.

Statt danach weiter nach einer effizienten Lösung des Problems zu arbeiten, entschied man sich im Hause Google dafür, PageRank einen langsamen Tod sterben zu lassen. Der Toolbar-Support für den Firefox-Browser wurde 2011 eingestellt. Die PageRank-Daten für die Internet Explorer-Erweiterung wurden letztmals, und erst nach einer zehnmonatigen Wartezeit, im Jahr 2013 aktualisiert. Den hauseigenen Browser Chrome gar versah Google nie mit einer Möglichkeit, sich den PageRank einer Seite anzeigen zu lassen.

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Der Google PageRank im Jahr 2016

Am 18. April dieses Jahres hat nun Google offiziell das endgültige Aus für den PageRank verkündet. Wirklich endgültig? Nein – intern nutzt Google die Daten des PageRanks weiterhin, nur für die allgemeine Öffentlichkeit wurden seine Tore geschlossen. Jede Software, die noch über eine Möglichkeit verfügt, einen PageRank-Wert anzuzeigen, wird nun stets eine 0 präsentieren. SEOs empfiehlt der Konzern für ihre Optimierungsarbeit zukünftig die Nutzung der Google Search Console. Ob der Verkauf von Links und der Spam in Foren und Kommentaren ein Ende hat, darf trotzdem bezweifelt werden, denn die Geister, die man rief, wird man bekanntlich nicht so schnell wieder los. .

Was ist eure Meinung? Empfindet Ihr die Abschaffung des Pageranks als eine gute Entscheidung oder wäre die weitere Anzeige der Zahlen n/a bis 10 lieber gewesen?

Grafiken: https://pixabay.com/de/google-www-online-suche-suche-485611/